Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeitsverständnis

Das Fundament der Nachhaltigkeit bildet das Nachhaltigkeitsverständnis der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung («Brundtland-Kommission»). Diese definiert, dass die nachhaltige Entwicklung zwar die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigen soll, jedoch die Bedürfnisse der künftigen Generationen nicht gefährden darf. Dabei sollen die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Vorgänge miteinander in Einklang gebracht werden. Eine nachhaltige Entwicklung strebt ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit und ihrer Beanspruchung durch den Menschen an.

Die Auswirkungen des heutigen Handelns auf die Zukunft müssen folglich einberechnet werden. So soll z. B. auch der Umwelt- und Ressourcenverbrauch unter Wahrung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und des sozialen Zusammenhalts auf ein dauerhaft tragbares Niveau gesenkt werden. Alle diese Nachhaltigkeitsforderungen betreffen auch die Projekte. Diese dürfen sich bei der Definition der zu erreichenden Ziele nicht lediglich auf die Wirtschaftlichkeit beschränken, sondern müssen auch die Gesellschaft und die Umwelt einbeziehen. Insofern hat ein erfolgreiches Projektmanagement auch positive Auswirkungen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung.

Im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien stehen aus Nachhaltigkeitssicht in einer Lebenszyklusbetrachtung vor allem die Energie- und Ressourceneffizienz sowie die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern im Vordergrund. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Beschaffungswesen durch das Definieren von ökologischen und sozialen Zuschlagskriterien. Für Informationstechnologien spielen zusätzlich die langfristige Sicherung der Daten, der Datenschutz und die Datenintegrität sowie der Zugang zu Wissen eine wichtige Rolle.

Nachhaltigkeit mit HERMES

HERMES als Gesamtprodukt

HERMES unterstützt die Nachhaltigkeit der Lösung. Nachfolgend sind die Methodenelemente im Hinblick auf Nachhaltigkeitsaspekte beschrieben.

Phasen

Wichtig ist die Verankerung von Nachhaltigkeitszielen bei der Definition der strategischen Ziele. Diese fliessen in der Phase Initialisierung als Vorgabe in das Projekt ein.

  1. Für den Auftraggeber ist eines der Entscheidungskriterien bei der Durchführungsfreigabe, ob und wie die Vorgaben und Ziele zur Nachhaltigkeit durch das Projekt erfüllt werden. Nicht nachhaltige Projekte werden dadurch gar nicht erst zur Fortsetzung freigegeben.
  2. Bei jedem Entscheid zur Phasen- bzw. Releasefreigabe wird nebst der Einhaltung der Vorgaben sowie der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen auch die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele als Bewertungskriterium mitberücksichtigt.
Ergebnisse

Im Projekt werden alle Ergebnisse erarbeitet, die für einen nachhaltigen Betrieb benötigt werden. Dazu gehören die Organisation mit den Prozessen sowie die Ergebnisse für Wartung und Weiterentwicklung mit Anwendungshandbuch, Betriebshandbuch, Produktkonzept, Lösungsarchitektur und Detailspezifikation. Für die Weiterentwicklung nach Projektabschluss werden Testinfrastruktur und Testhilfsmittel vom Projekt an die Stammorganisation übergeben.

Die folgenden Ergebnisse unterstützen die Nachhaltigkeit von Entscheiden:

  1. Studie
    Bewertungskriterien für den Entscheid Weiteres Vorgehen (Wahl der Lösungsvariante)
  2. Ausschreibungsunterlagen (Lastenheft)
    Kriterienkatalog für Bewertung der Lösung und Bewertung der Anbieter
  3. Checklisten
    Prüfpunkte und Kriterien im Entscheidungsprozess
Aufgaben

Mehrere Aufgaben unterstützen die Nachhaltigkeit im Projekt konkret, beispielsweise:

  1. die Entscheidungsaufgaben wie:
    1. Entscheide Durchführungsfreigabe, Phasenfreigabe, Releasefreigabe und Projektabschluss;
    2. Entscheid Weiteres Vorgehen;
    3. Entscheid Lösungsarchitektur;
  2. die Aufgabe Leistungen vereinbaren und steuern;
  3. die Aufgabe Stakeholder managen und informieren;
  4. die Aufgabe Beschaffungsanalyse erarbeiten;
  5. die Aufgaben des Modules Beschaffung.
Module

Im Modul Beschaffung werden die Ziele und Anforderungen der Nachhaltigkeit in den Kriterienkatalog für die Beschaffung von Dienstleistungen und Produkten aufgenommen und fliessen in die Bewertung ein.

Rollen

Die Rollen können mit ihren Kompetenzen und ihrer Verantwortung einen bewussten Umgang mit den Ressourcen fördern. Das dazu nötige Verständnis wird bei den Beteiligten bereits anlässlich der Zieldefinition geschaffen. Entsprechend sind für die Nachhaltigkeit des Projekts alle Rollen mit ihren Aufgaben massgebend.

In Bezug auf Nachhaltigkeitsziele sind die folgenden drei Rollen besonders relevant:

  1. Auftraggeber
    1. Legt die Ziele in Übereinstimmung mit der Strategie und den Vorgaben zur Nachhaltigkeit fest.
    2. Priorisiert die Lösungsziele, bereinigt Zielkonflikte und lässt diese in die Lösungsanforderungen und Organisationsanforderungen einfliessen.
    3. Überprüft die Umsetzung der Vorgaben und die Zielerreichung regelmässig.
    4. Stellt den Einbezug der Stakeholder mit ihren Ansprüchen sicher.
    5. Stellt die langfristig benötigten Ressourcen für den Betrieb sicher.
  2. Projektleiter
    1. Verankert das Bewusstsein zur Nachhaltigkeit im Projekt.
    2. Berücksichtigt bei Entscheiden die Nachhaltigkeitskriterien.
    3. Stellt den schonenden Umgang mit Ressourcen sicher.
    4. Stellt bei der Rollenbesetzung sicher, dass die Fachspezialisten über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, und sorgt für die Schliessung vorhandener Fähigkeitslücken
      (bei agiler Vorgehensweise erfolgt dies in eigener Kompetenz des Entwicklungsteams).
  3. Anwendervertreter
    1. Integriert die Nachhaltigkeitsziele in den Lösungsanforderungen und priorisiert sie.
    2. Verankert das Bewusstsein zur Nachhaltigkeit bei der Lösungsentstehung.
    3. Versteht unter der Wertschöpfung der Entwicklungsarbeit auch die Nachhaltigkeit.
    4. Berücksichtigt die Interessen der Stakeholder.
    5. Unterstützt den Auftraggeber bei der Definition der Nachhaltigkeitsziele.
    6. Bringt die Nachhaltigkeit in den Beschaffungsprozess ein.
    7. Stellt sicher, dass bei der Anforderungsdefinition die Anforderungen auch aus Sicht der Nachhaltigkeit erhoben werden.
    8. Nimmt eine werteorientierte Priorisierung der Anforderungen vor.
      1. In die Bewertung der Anforderungen fliessen die Nachhaltigkeitsziele ein.
    9. Bewertet Varianten auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit.

In der Projektorganisation befassen sich speziell folgende Ausführungsrollen mit der Nachhaltigkeit:

  1. Business Analyst
    1. Ermittelt die Vorgaben der Stammorganisation bezüglich der Nachhaltigkeit.
    2. Integriert die Nachhaltigkeitsziele in die Organisationsanforderungen.
    3. Berücksichtigt die Aspekte der Nachhaltigkeit bei der Erarbeitung des Organisationskonzepts.
    4. Begleitet den Anwendervertreter bei der Formulierung der Nachhaltigkeitsziele.
  2. Betriebsverantwortlicher
    1. Berücksichtigt die Aspekte der Nachhaltigkeit bei der Anforderungsdefinition aus Sicht des Betriebs.
    2. Berücksichtigt die Aspekte der Nachhaltigkeit bei der Erarbeitung des Betriebskonzepts.
    3. Stellt einen nachhaltigen Betrieb sicher.

In der Stammorganisation sind im Speziellen die folgenden Rollengruppen mit der Nachhaltigkeit konfrontiert:

  1. Controlling- und Vorgabestellen
    1. Beurteilen die Einhaltung der Vorgaben und die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele.
    2. Prüfen das Produktkonzept.
    3. Prüfen die Lösungsarchitektur.
      1. Homogene Architekturen sollen ermöglichen, den Betrieb und die Weiterentwicklung von Systemen langfristig zu sichern.
  2. Leitung
    1. Priorisiert die Projekte im Portfolio auch mittels Kriterien, die die Nachhaltigkeit berücksichtigen.
    2. Prüft, ob die Vorgaben und Ziele der Nachhaltigkeit mit dem Projekt realistisch erreicht werden können.